Die Unsicherheit – Eine kostbare Ressource  (G/E)

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Viele Menschen fühlen sich unsicher und möchten nur in äusserst sicheren Strukturen leben. Die Unsicherheit zu überwinden, besteht darin, sie zu betrachten, ohne zu versuchen, sie zu bekämpfen.

Viele von uns erleben Unsicherheit als die schlimmste Seite ihres Seins. Unsicherheit kommt oft mit Bedauern einher: “Ah, was wäre wohl passiert, wenn ich damals, als ich mit ihm im Restaurant sass, ihm gesagt hätte: Die Emotionen, die du in mir hervorrufst, überfordern mich und ich habe grosse Angst davor.”; erzählt mir eine Klientin. “Ah, wenn ich damals stärker und sicherer gewesen wäre, hätte ich diese Stelle nicht angenommen und hätte weitergesucht, bis ich die richtige Stelle für mich gefunden hätte.”; meint eine andere Klientin.

Ist es nicht Paradox, dass Unsicherheit eigentlich immer das Ergebnis eines Übermasses an Sicherheit ist? Wir wünschen uns einen stabilen Geist, ein ruhiges, vorhersehbares und programmiertes Leben. Wir sind uns nicht bewusst, dass wir auf diese Weise zu einer Art Automat werden, der unsere Entwicklung blockiert. Begehen wir manchmal nicht genau dann Fehler, wenn wir uns zu sicher fühlen? Denn übermässiges Selbstvertrauen hindert uns daran, auf dem unsicheren Meer des Lebens zu segeln. Ein immer ruhiges und ausgewogenes Meer ist eine Pfütze, und zwar eine die stagniert.

Warum wird Unsicherheit zum Feind? Es geschieht, weil innerlich ein Konflikt entsteht zwischen dem Geist, der statisch ist, und dem was aus dem Unbewussten kommt, das lebhaft und wandelbar ist.

Fragen Sie sich: Was, wenn die Unsicherheit Neues in mir hervorrufen mag, wenn Sie mich immer wieder dazu auffordert, mich auf etwas Neues einzulassen und Neues zu entdecken? Was wenn Sie mich dabei unterstützt, neugierig zu bleiben? Auf diesem Wege lässt die Unsicherheit uns Teile von uns selbst entdecken, von denen wir nicht einmal wussten, dass wir sie besitzen. Tatsache ist, Sicherheit und Unsicherheit gehören zusammen.

Insecurity – A Precious Asset

Many people feel insecure and only want to live in extremely secure structures. Overcoming insecurity consists of looking at it without trying to fight it.

Many of us experience insecurity as the worst side of our being. Insecurity is often accompanied by regret: “Ah, what would have happened if, when I was sitting with him in the restaurant, I would have told him: “’I’m scared, I feel overwhelmed by these emotions”; a client tells me. “Ah, if I had been stronger and decisive then, I would not have accepted this job and would have continued to look for a job that suits me”; says another client.

Isn’t it paradoxical that insecurity is always the result of an excess of security? We want a stable mind, a calm, predictable and programmed life. We are not aware that in this way we become a kind of machine that blocks our personal growth. Don’t we make mistakes exactly when we feel too safe? Because excessive self-confidence prevents us from sailing on the uncertain sea of life. An always calm and balanced sea is a puddle, and one that stagnates.

Why does insecurity become the enemy? It happens because there is an internal conflict between mind, which is static, and what comes from the unconscious, which is lively and changeable.

Ask yourself: What if the insecurity may arise something new in me, if it keeps asking me to engage in something new and discover something new? What if it helps me to stay curious? In this way, insecurity makes us discover parts of ourselves that we did not even know we had.

Fact is: Security and insecurity belong together.

Photo by  Pascale Weber